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MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG Nr. 17 (216) 01.09.2007

MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG Nr. 17 (216) SEPTEMBER 2007

Zwischen Kreuz und Kreuzung

Wie ein orthodoxer Geistlicher aus Jaroslawl zum Biker wurde

Nicht nur die Wege des Herrn sind unergrьndlich. Auch die Umwege. Seit vier Jahren veranstaltet der Jaroslawler Kirchenvorsteher Georgij Lapschin Prozessionen auf Motorrдdern. Damit kьmmert er sich um das Seelenheil einer Klientel, die der Kirche normalerweise fern steht. Sie zeigt sich erkenntlich: Der rьhrige Pfarrer wurde in den Bikerklub „Schwarze Bдren" aufgenommen und fдhrt inzwischen selbst begeistert Motorrad.

Tino Kьnzel

Es ist noch nicht lange her, da hat Pfarrer Georgij ein Zeichen von oben bekommen. Gemeinsam mit seinen Bikerfreunden vom Klub „Schwarze Bдren" war er unterwegs zu nordrussischen Klostern, als plцtzlich dieser Traktor auf die StraЯe einbog und wendete. Vollbremsung bei 120 Kilometer pro Stunde, Vater Georgijs Motorrad bдumte sich auf, er selbst flog ьber den Lenker - und blieb wie durch ein Wunder nahezu unverletzt. „Als Erstes schoss mir durch den Kopf: Das soll's nun also gewesen sein? Wie schade, dass ich das Solowki-Kloster nicht sehen werde. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich unglaublich weich auf dem Asphalt gelandet war. Als ob mich ein Engel aufgefangen hдtte." Da wusste der Gottesmann, dass er verstanden worden war.

Auch in Glaubensfragen fдlltja manchmal, bildlich gesprochen, die Ampel aus. Statt einfach nur klaren Signalen zu folgen, was zu tun und was zu lassen ist, heiЯt es dann, sich selbst zurechtzufinden. Georgij Lapschin, der Geistliche aus Jaroslawl an der Wolga, hat Neuland betreten beziehungsweise befahren. Seit Jahren begnьgt er sich nicht mit der Gemeindearbeit in seiner Jakowlewer Stadtteilkirche, sondern knьpft Kontakte zu jungen Leuten, die von anderen durchaus fьr unsichere Kantonisten in Sachen Religion gehalten werden kцnnten. Seit letztem Herbst ist der 43-Jдhrige sogar Mitglied im Bikerklub „Schwarze Bдren". Zweifel, ob er sich damit nicht in fragwьrdige Gesellschaft begibt, mag er gelegentlich gehabt oder zumindest gewusst haben, dass andere sie haben. Aber die Sache ist auch tatsдchlich nicht so einfach. Die Apostel haben nichts ьber Biker geschrieben. Jesus war ein FuЯgдnger, der ьbers Wasser laufen konnte, aber ansonsten fortbewegungstechnisch nicht weiter aufgefallen ist. Woran sich orientieren, wenn es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als selbst in der Bibel stehen?

Lapschin machte sich sein eigenes Bild. Beobachtete, hцrte zu, versuchte, unvoreingenommen zu sein. Und trotzdem nicht blauдugig: „Natьrlich finden sich in der Bikerszene auch bekennende Satanisten. In der Art der Hell's Angels. Denen ist nichts heilig. Mit solchen Verrьckten wьrde ich mich vermutlich nicht abgeben, wenn ich sie trдfe. Das kцnnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren." Aber die meisten seien „ganz normale Leute", die er, wie das neudeutsch heiЯt, eben dort abholt, wo sie sind - weit weg von der orthodoxen Kirche.

In der Jaroslawler Gebietskirche ist Vater Georgij zustдndig fьr die Jugendarbeit. Hat den Jugendklub „Vektor" aufgebaut. Subbotniks in der Kirche organisiert. Seinen 40. Geburtstag im Zelt gefeiert. Am 21. August dieses Jahres fand bereits zum vierten Mal eine christliche Prozession auf Motorrдdern statt, die er 2004 initiiert hatte. „Ich bin damals aus reinem Interesse auf sie zugegangen. Die hдtten mich ansonsten auch gar nicht akzeptiert, wenn ich nur gekommen wдre, um sie quasi auf den rechten Pfad zu fьhren."

Kreuz und Kreuzung, Berufung und Bereifung - den Motorradfans imponierte der Pfarrer mit dem Sinn fьrs Weltliche. Im vergangenen Frьhjahr schenkten sie ihm sein erstes eigenes Motorrad, eine Chopper. Sergej Potanow, Chef der „Schwarzen Bдren", erzдhlt: „Wir haben im Internet nach einer passenden Maschine gesucht und eine gebrauchte Honda Black Widow fьr 7000 Dollar gefunden. Das Geld dafьr hatten wir innerhalb eines Monats zusammen. Einerseits kam es von den Klubmitgliedern, andererseits lief auch auf unserer Webseite eine Spendenaktion. Sogar ein Moslem hat sich beteiligt."

Inzwischen fдhrt Lapschin auch eine eigenfinanzierte BMW Touring K1200 LT und hat Tausende gefahrene Kilometer mit den „Schwarzen Bдren" hinter sich. Den Biker nimmt man dem massiven Kirchenvorsteher ohne weiteres ab, zumindest дuЯerlich. Aber auch innerlich habe der Umgang im Milieu der Motorradfahrer seine Spuren hinterlassen, sagt er: „Mir gefдllt das Brьderliche, die Unterstьtzung fьreinander, das ist mit Sicherheit eine der starken Seiten. Und die Energie, die mдnnliche Kraft, die damit verbunden ist. Ich habe auf jeden Fall viel ьber Menschen gelernt, denen man teilweise sogar den Zugang zu Klostern verwehrt, weil sie angeblich nicht christlich gekleidet sind." Dann wird er grundsдtzlich: „Wir mьssen unsere Beziehung zu solchen Leuten ьberdenken. Die Kirche sollte offen sein - und jeder einzelne Priester auch." In der orthodoxen Kirche, die sonst eher eine geschlossene Gesellschaft ist, muss sich diese Erkenntnis erst noch durchsetzen.


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